Wie sicher sind unsere Bahngleise?

Wie sicher sind unsere Bahngleise?

Ob der tragische Todesfall am Frankfurter Bahnhof Ende Juli 2019 oder die immer wiederkehrenden „U‑Bahn-Schubser“, leider kommt es auch an den Bahngleisen zu tödlichen Unfällen oder Straftaten mit Todesfolge. Bei den Berichten in den Medien stellt sich die Frage: Wie sollten sich die Reisenden und Pendler verhalten, um sicher zu sein?

Neben dem Verhalten der Personen am Gleis gibt es eine Vielzahl an weiteren Maßnahmen, die getroffen werden können, um die Sicherheit zu erhöhen.

Jedoch ist der Schutz durch technische Sperren, die den Ein- und Ausstieg erst ermöglichen, wenn diese sich öffnen, an deutschen Bahn-Stationen technisch nicht möglich. Die Züge werden manuell gesteuert und können somit nicht immer an derselben Stelle halten. Des Weiteren sind viele deutsche Bahnsteige sehr eng, da sich die Bahnhofsgebäude selten vergrößert haben. Bautechnische Veränderungen gestalten sich somit als äußerst schwierig und aufwendig.

Doch auch Sicherheitsvorkehrungen an Gleisen können nicht alle Unfälle und Straftaten verhindern. Daher rät der Sicherheitsexperte Uwe Gerstenberg jedem Fahrgast, sich an die folgenden Verhaltensregeln zu halten. Dadurch sinkt die Gefahr in das Gleisbett geschubst zu werden.

Verhaltensregeln für mehr Sicherheit am Bahnsteig
Vielen Fahrgästen ist ihr eigenes Verhalten, das sie gefährden kann, gar nicht bewusst. Generell sind Bahnsteige Orte, an denen jeder vorsichtig sein sollte. Es gilt, aufmerksam die Durchsagen und Anzeigetafeln zu beachten. Zügen können einen Bremsweg von bis zu einem Kilometer haben. Bei einem Zwischenfall im Gleisbett vorzeitig zu bremsen, ist für die Zugführer daher fast unmöglich.

Um die eigene Sicherheit und die seiner Mitreisenden zu gewährleisten, sollten daher die folgenden Verhaltensregeln berücksichtigt werden:

  • Bei dem Betreten des Gleises sollte man den Wartebereich aufmerksam betrachten und danach seinen Platz auswählen:
    • Wo stehen die Mitreisenden?
    • Wer könnte eine Bedrohung darstellen?
    • Wo sind mögliche Fluchtwege oder das Sicherheitspersonal?
  • Während des Wartens sollte man auf Kopfhörer verzichten, denn Musik oder Hörbücher unterdrücken die Umgebungsgeräusche. Somit ist die eigene Wahrnehmung verzerrt und Gefahren können erst später erkannt werden.
  • Das Gesicht sollte in Richtung der größten potenziellen Bedrohung gerichtet sein. Allerdings nicht starr fixiert. Die Umgebung sollte regelmäßig neu bewertet werden. Am besten wählt man einen Platz, der einen guten Überblick und einen geschützten Rücken bietet.
  • Zu Stoßzeiten kann es gerade in Menschenmengen zu Gedränge kommen. Größere Gruppen sollten daher bei Zugein- oder –abfahrt gemieden werden.
  • Bei der Einfahrt des Zuges muss man hinter der weißen Linie am Bahnsteig stehen bleiben. Die Züge können auch bei der Einfahrt noch ausreichende Sogkraft entwickeln, die Erwachsene ins Gleisbett zieht.
  • Auch wenn man in Zeitnot ist und schnell ein- oder aussteigen muss, sind Drängeln und Schubsen keinesfalls gerechtfertigt.
  • Wenn alle Bänke besetzt sind, ist die Bahnsteig-Kante kein Ersatzsitzplatz.
  • Unter keinen Umständen die Gleise überqueren.

Situationsabhängiges Verhalten zum eigenen Schutz
An den Gleisen gilt dasselbe wie auch an anderen Orten, von denen eine gewisse Gefährdung ausgeht: Jeder sollte sein eigenes Verhalten der Situation und seiner Umwelt anpassen. Daher sollten die Augen nicht auf das Smartphone gerichtet sein. Die Bahnsteige sind auch keine geeigneten Orte, um Selfies aufzunehmen und zu versenden.

Falls es zu einer Konfliktsituation kommt, sollten Helfer konkret angesprochen werden. Zum Beispiel: „Sie in der blauen Jacke, helfen Sie mir!“

Wer darauf achtet, was in seinem direkten Umfeld geschieht, kann drängelnden Pendlern oder aggressiven Jugendlichen frühzeitig ausweichen. Falls man eine andere Person oder eine Gruppe nicht einschätzen kann, ist es ratsam, an einer anderen Stelle auf den Zug zu warten.

Als allgemeine Sicherheitsregel für die Bahnsteige gilt: Immer mindestens zwei Meter Abstand zur Bahnsteigkante halten, aufmerksam bleiben und wenn möglich beim Warten mit dem Rücken zur Wand stehen.

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