Wie sicher sind die öffentlichen Freibäder?

Wie sicher sind die öffentlichen Freibäder?

Mit den steigenden Temperaturen nimmt auch die Besucheranzahl in deutschen Badeanstalten zu. Seit ein paar Jahren häufen sich die Berichte von aggressiven Auseinandersetzungen in den Freibädern, kürzlich erfolgten in Düsseldorf sogar zwei Fälle im selben Freibad kurz hintereinander. Aus diesem Anlass folgt eine Einschätzung des Sicherheitsexperten Uwe Gerstenberg zur Sicherheit in den Bädern.

Bei dem Thema der Sicherheit in Schwimmbädern gilt es, zwei Dimensionen zu beachten. Einmal die Sicherheit der Badegäste im Wasser, also die Badesicherheit, und der Schutz der Gäste vor Straftaten. Näher erörtert werden im Folgenden der Schutz der Badegäste sowie die Möglichkeiten, wie man die Sicherheit in den Bädern steigern kann.

Die aktuelle Lage in den Freibädern
In Freibädern gab es schon immer ein gewisses Konfliktpotenzial. Drängeln an Rutschen und Sprungtürmen, laute Musik oder der Streit um den Liegeplatz. In der letzten Zeit hat sich die Art der Konfliktlösung für manche Badegäste jedoch geändert. Es wird noch weniger Rücksicht auf andere genommen, und einem Streit gehen mehr und mehr Aggressoren nicht mehr aus dem Weg.

In Stuttgart attackierten fußballspielende Jugendliche den sie ermahnenden Bademeister. Weitere Jugendliche beteiligten sich an der Auseinandersetzung. Schließlich musste die Polizei einschreiten, um das Hausverbot durchzusetzen. Weitere Fälle in Düsseldorf und Essen folgten, bis gar die WELT sich fragte, ob Freibäder zur No-Go-Area werden könnten.

Denn häufig trifft auch die Polizei auf Unverständnis, wenn sie versucht, die Bademeister bei der Durchsetzung der Hausordnung zu unterstützen. Manche Badegäste zeigen sich gegenüber dem Badepersonal und den Polizisten streitlustig und äußerst renitent.

Steigerung des Konfliktpotenzials in den letzten Jahren
Den Medienberichten ist zu entnehmen, dass die Grundaggressivität bei einem Teil der Besucher angestiegen ist. Somit kommt es vermehrt zu Pöbeleien und tätlichen Übergriffen. Auch die Art und Weise, wie Verursacher auf das Eingreifen der Bademeister reagieren, ist von dieser Tendenz betroffen.

Bei den Tätern handelt es sich nicht nur um Jugendliche. Bei den Konflikten sind alle Altersklassen vertreten. Neben der gestiegenen Konfliktbereitschaft tragen auch die hohen Temperaturen, verbunden mit dem nicht seltenen Alkoholkonsum, dazu bei, dass viele Gäste unbesonnen auf Streit reagieren. Bei dieser akuten Lage stellt sich die Frage, wie die Badeanstalten die Sicherheit wahren können.

Wie kann man Freibäder sicherer machen?
Die Bademeister sorgen in erster Linie für die Aufsicht und die Rettung von Badegästen, sie gewährleisten die Badesicherheit. Bei konfliktbereiten Gästen stoßen sie häufig an ihre Grenzen. Um den aufgebrachten Gästen beruhigend entgegentreten zu können, würde es sich anbieten, dass das Badepersonal an Deeskalationsschulungen teilnimmt. Doch falls die Lage eskaliert, endet der Aufgabenbereich der Bademeister.

Spezielles Sicherheitspersonal
In einem solchen Fall wäre es denkbar, auf speziell geschultes Sicherheitspersonal zurückzugreifen. Eine engere Polizeiarbeit, die sich in zivilen und uniformierten Streifen widerspiegelt, kann auch eine Möglichkeit sein. Allerdings kann der Anblick von uniformierten Polizisten die Masse der Badegäste verunsichern, da eine offensichtliche Polizeipräsenz ein gewisses Gefahrenpotenzial suggeriert. Des Weiteren ist ein Streifendienst im Freibad von der Stärke der Einsatzkräfte vor Ort abhängig. Nicht jede Stadt hat das nötige Personal für solch eine Ausweitung des Streifendienstes.

Crowd Management Konzepte
Eine andere Maßnahme kann der Versuch zur Reduktion der Konfliktbereitschaft sein. Dafür müsste das Besucherkonzept des jeweiligen Bades analysiert und gegebenenfalls restrukturiert werden. Gerade in der Hauptsaison werden möglichst viele Besucher in die Badeanstalten gelassen. Infolgedessen finden sich viele Menschen auf einem begrenzten Raum wieder und gerade auf engstem Raum kochen die Gemüter schneller hoch. Bei einer geringeren Besucheranzahl hätte jeder Gast einen größeren Raum zur Verfügung, was die Entspannung der Gemüter begünstigt.

Videobewachung
Aber auch der gezielte Einsatz von Videobewachung kann sich positiv auf das Erlebnis der friedlichen Badegäste auswirken. Sicherheitspersonal hinter den Monitoren kann Konfliktherde aus der Ferne erkennen und frühzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen. Allerdings greifen Videokameras in die Privatsphäre der Gäste ein, die in Schwimmbädern besonders verletzlich ist. Daher bieten manche Bäder einen beobachtungsfreien Raum, der frei von Kameras ist.

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