Einkaufszentren im Terrorvisier — Expertenbeitrag im FOCUS

Einkaufszentren im Terrorvisier — Expertenbeitrag im FOCUS

Nach dem jüngsten Terroranschlag von London am 22. März 2017 bestätigt sich von Neuem der Verdacht, dass Terroristen von sogenannten harten Zielen wie Flughäfen abrücken könnten und stattdessen Orte anvisieren, die schwer oder gar nicht zu schützen sind. Terrorismusexperte Uwe Gerstenberg skizziert in einem weiteren FOCUS-Fachbeitrag, welche Risiken zunehmend Einkaufszentren in Deutschland ausgesetzt sind, und zu welchen Konzepten Verantwortliche nun greifen sollten.

Terroristen suchen sich neue Anschlagsziele
Um Angst und Schrecken zu verbreiten, brauchen Terroristen mittlerweile nicht einmal mehr die klassischen Distanzwaffen wie Pistolen oder Gewehre. Der Attentäter von London tötete mit einem Messer, und genau wie beim Terroranschlag von Berlin überfuhr er Menschen mit einem Auto. Wer so etwas plant, fällt Sicherheitsbehörden kaum oder erst zu spät als Verdächtiger auf. Zudem erleichtert es dem oder den Tätern den Zugang zu einem Areal mitten auf öffentlichen Plätzen. Flughäfen sind nach den Anschlägen von Belgien und Frankreich mittlerweile sehr gut bewacht, sodass weichere Ziele in den Fokus von Terroristen gelangen. Nach Anschlagswarnungen in Oberhausen (Centro) und kürzlich auch Essen (Limbecker Platz) liegt der Verdacht nahe, dass solche großen Liegenschaften mit kaum flächendeckender Überwachung in größere Gefährdungslage geraten. Im Juli 2016 machte die Stadt München eine furchtbare Erfahrung damit, als ein 18jähriger im Olympia-Einkaufszentrum mit einer Schusswaffe ein Blutbad anrichtete. Dass es sich hier um einen Amoklauf handelte statt eines Terroranschlags, spielt dabei lediglich eine untergeordnete Rolle.

Welche Sicherheitskonzepte für Einkaufszentren?
Andere Länder sind mit Sicherheitskonzepten für große Shopping Malls schon weiter. Auf Grund trauriger Erfahrungen sind Einkaufsmeilen in Israel und der Türkei streng bewacht. Beispielsweise wird in der Türkei jedes einfahrende Auto genauestens untersucht, ehe seine Insassen die Schleusen passieren dürfen. Auf Grund geschulter Sicherheitskräfte dauert dies pro Fahrzeug nur wenige Sekunden, sodass sich keine langen Schlangen bilden. Die Einlasskontrollen und verstärkte sichtbare Überwachung geben Besuchern ein größeres Sicherheitsgefühl. Für Betreiber von Malls sind Sicherheitskonzepte auch der drohenden Rückgänge von Umsätzen wegen notwendig. So sanken diese in einer Istanbuler Einkaufsmeile um 30 % — das bessere Sicherheitskonzept könnte sich für Einkaufszentren so schon bald zum Wettbewerbsvorteil gerieren.

  • Terrorwarnungen
  • Bombendrohungen
  • Stromausfall
  • Crowd Managing - Vermeidung von Überfüllung
  • Brandschutz

Weiterlesen zu Sicherheitskonzepten in Einkaufszentren

  • FOCUS-Artikel von Uwe Gerstenberg
  • Artikel auf deine-sicherheit.net von Uwe Gerstenberg
  • Das Magazin retail technology zitiert Uwe Gerstenberg im Artikel Sicherheitskonzepte für Shopping Malls: "(...) Es kommt zu einem ‚Verdrängungseffekt‘, hin zu (...) sogenannten weichen Zielen. Shopping-Malls (in der Türkei) haben (gegenüber den einst belebten Fußgängerzonen) Besucherzuwächse von etwa 30 Prozent. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die Malls abgeschlossene Einheiten bilden, an deren Zufahrten und Zugängen strenge Kontrollen durchgeführt werden."
Scroll to top